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Samstag, 1. Januar 2011

Ruta 40

Ok, wir geben es zu. Nach 10 Tagen Luxus in der Antarktis, mit herrlichem Essen und wo wir uns wie Kinder von einem Highlight zum nächsten führen liessen, war die Rückkehr zum Camper-Alltag etwas hart. Ushuaia hat uns wie üblich mit eisigem Wind und Regen begrüsst und Moby Dick (unser Camper) mit einem neuen Kühlschrank-Streik. Gelernt: wenn man in so kalte Gegenden fährt, sollte man checken, dass der Gasmann Propan in den Gastank lädt und nicht - wie bei uns - Butan. Der gefriert nämlich. Jetzt wollten wir nur eines: möglichst schnell in wärmere Gefielde. Also raus aus Feuerland und die legendäre Ruta 40 hoch, den Anden entlang um - irgendwann - in Peru anzukommen. Das sind ca 5000 km, aber vorher gibt es zum Glück ja noch einiges zu sehen.







Gerade als wir Rio Grande (das Mekka der Fliegenfischerei in Feuerland) hinter uns lassen wollten, flog uns ein von einem Bus verursachten Steinregen entgegen und.. genau: traf unsere Windschutzscheibe.
Den Riss haben wir flicken lassen, so dass er sich nicht noch weiter ausbreitet, aber in eine neue Windschutzscheibe wollen wir - wenn überhaupt - erst nach der Ruta 40 investieren, denn die hat es bezüglich fliegenden Steinen in sich.

Nach vier Tagen on the road sind wir in El Calafate angekommen und - oh Freude! - wieder auf unsere liebsten Franzosen gestossen, die es mit ihrer Fahrt gegen Norden gemütlicher genommen hatten als erwartet.

Zusammen haben wir uns den Perito Moreno angeschaut. Sogar nach all dem ewigen Eis der Antarkis ist dieser Gletscher verdammt eindrücklich. 30km lang, 5km breit und 60m hoch! Ausserdem wächst er - der globalen Erwärmung zum Trotz - gut 2m pro Tag. Also haben wir über eine Stunde davor ausgeharrt in der Hoffnung, eine Riesenwand abbrechen zu sehen. Der Perito hat gegrollt, gekracht und ab und zu einen grossen Brocken in den See fallen lassen - der gigantische Iceberg blieb uns aber verwehrt.














Ausser dem Perito hatte Calafate ein weiteres Highlight zu bieten: endlich ENDLICH sind wir dem Kühlschrank-Mysterium (ein Tag funktioniere ich, ein Tag nicht) auf die Schliche gekommen. Es lag am Thermostat! Gracias Daniel, vier Kühlschrankspezialisten hatten sich zuvor daran die Zähne ausgebissen, dabei war nur der Thermostat kaputt. Eine kleine Reparatur mit grosser Wirkung: seither ist Mr. Iceman nie mehr ausgefallen, juhu.

Eingedeckt mit Esswaren, Christbaumschmuck, vollgetankt und eskortiert von unseren treuen Franzosen sind wir nach El Chalten aufgebrochen. Dieses kleine Dorf am Fuss des imposanten Fitzroy-Massivs wird einmal das Zermatt Argentiniens sein. Seit kurzem führt eine asphaltierte Strasse dorthin und der Trekking-Tourismus erlebt seinen ersten Boom.







Man kann Wanderausrüstungen mieten und auf eigene Faust gut ausgeschilderten Pfaden folgen um Bergpanoramas zu entdecken, die sogar einem blasierten Schweizer das Herz höher schlagen lassen. Das Wetter ist allerdings sehr unbeständig und ein sonniger Tag kann in kürzester Zeit kippen. In der Nacht haben Windböen derart am Camper gerüttelt, dass wir alle halben Stunden aufgewacht sind.

Am Tag der Wanderung zu den Tres Cerros hatten wir aber bestes Wetter und konnten so die erstaunlich spitzen Berge bewundern, die sich gerne in Wolken hüllen. Pierre war leider nicht von der Partie. Er blieb mit Rückenschmerzen und Katze Baya im VW Bus zurück. Nach sechs Wanderstunden kamen wir euphorisiert und mit tausend neuen Bildern in der Kamera und im Kopf zurück.














Weihnachten haben wir dann beim Lago Desierto, 40 km von El Chalten, gefeiert. Youna und Pierre teilen ihren edlen Foie Gras mit uns, den sie seit 10000 km mitgeschleppt hatten. Zur Hauptspeise gab es saftige Steaks und zum Dessert eine Meringuetorte. Baya spielte mit dem Weihnachtsbaum und wir spielten UNO. Es war richtig schön.




















Während unsere Freunde den nächsten Tag etwas gemütlicher angingen, sind Flo und ich noch auf einen Trek. Es hätte eine kleine Wanderung zu einem Gletschersee werden sollen, aber plötzlich packte uns der Ehrgeiz und wir sind immer weiter hoch, bis wir irgendwann auf den Gletscher runter sahen und nur der tiefe Schnee uns das letzte Stück zum Gipfel versperrte. Eine der schönsten Wanderungen, die wir je erlebt haben.













Schliesslich nahmen wir sie dann doch in Angriff, die berühmte Ruta 40. Che Guevara ist sie mit dem Motorrad gefahren, und jeder der keinen Kick mehr out of the Route 66 in USA kriegt, nimmt sich diese unendliche Schotterstrasse vor, die den Anden von Süden nach Norden folgt. Jetzt oder nie, denn tatsächlich wird die Ruta 40 langsam aber sicher geteert und ist bald eine weitere zahme Strasse durchs Niemandsland. Jetzt aber hat es noch genügend ungemütliche Abschnitte, um sie als abenteuerlich zu qualifizieren.








Besonders schön ist es in der Wüste abends, wenn man den Motor abstellt und sich für die Nacht einrichtet. Der Himmel färbt sich glutrot und mit etwas Glück schauen wilde Pferde vorbei. Dazu der herbe Geruch der unzähligen Wüstenpflanzen.



















Ein Highlight der Ruta 40 ist der Besuch der Cuevas de la Manos. Achttausend Jahre alte Höhlenmalereien mit Handabdrücke als populärstes Motiv. Wenn man gut sucht findet man vielleicht sogar den einzigen Abdruck mit sechs Fingern.



















Und dann war es schon wieder Zeit Abschied von Youna und Pierre zu nehmen. Sie wollen möglichst schnell nach Bolivien und wir wollen die wilde Carretera Austal auf unserem Weg nach Norden erleben. Ich wette, wir werden uns wiedersehen.

1 Kommentar:

  1. Lieber Florian liebe Mireille wir wünschen euch Glück im neuen Jahr und für die 2. Hälfte eures Urlaubs, so dass die Freude Neues zu entdecken jeden Tag zu etwas Besonderem werden lässt. Liebe Grüsse Tina und Wili

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